Ehemalige Bürgermeister der Stadt Borken (seit 1812)
In der Zeit von 1946 bis 1999 wurden die Städte und Gemeinden durch einen ehrenamtlichen Bürgermeister und einen hauptamtlichen Stadtdirektor vertreten bzw. geleitet. Während der ehrenamtliche Bürgermeister vorwiegend repräsentative Aufgaben übernahm, leitete der hauptamtliche Stadtdirektor die Verwaltung.
Bei der Stadt Borken war Josef Ehling der letzte ehrenamtliche Bürgermeister und Rolf Lührmann der letzte hauptamtliche Stadtdirektor, bevor mit dem Gesetz zur Änderung der Kommunalverfassung (vom 17.05.1994) die bisherige "Doppelspitze" ab 1999 entfiel.
Mit der Kommunalwahl 1999 wurde nur noch ein hauptamtlicher Bürgermeister gewählt. Die Wahl erfolgte direkt durch die Bürger. Bei der Stadt Borken wurde Rolf Lührmann, der zuvor als hauptamtlicher Stadtdirektor bereits die Verwaltung geleitet hatte, zum hauptamtlichen Bürgermeister gewählt.
Der hauptamtliche Bürgermeister hat folgende Aufgaben:
- vertritt und repräsentiert die Bürgerschaft
- ist Vorsitzender des Rates
- leitet und organisiert die Verwaltung
- bereitet die Beschlüsse des Rates und der Ausschüsse vor und führt sie aus
- ist verantwortlich für die sachliche Erledigung der Aufgaben
- ist Dienstvorgesetzter sämtlicher Mitarbeiter
- führt die Geschäfte der laufenden Verwaltung und führt die zu beachtenden Gesetze aus
- trifft alle Personalentscheidungen im Rahmen des vom Stadtrat beschlossenen Stellenplanes
- gliedert die Verwaltung in Vorstandsbereiche und Fachbereiche.
Der hauptamtliche Bürgermeister verfügt über zwei Stellvertretungen: Ist der hauptamtliche Bürgermeister verhindert, so wird er hinsichtlich Repräsentation und im Vorsitz des Stadtrates von ehrenamtlichen Bürgermeistern vertreten.
In der Leitung der Verwaltung hat er allerdings einen "Vertreter im Amt", d. h. einen Ersten Beigeordneten, der bei Abwesenheit den Bürgermeister in der Leitung der Verwaltung und bei den übrigen Aufgaben (siehe oben) vertritt.
Seit der Kommunalwahl 2009 beträgt die Amtszeit des hauptamtlichen Bürgermeisters sechs Jahre, während die Wahlperiode der Stadtratsmitglieder und der ehrenamtlichen Bürgermeister bereits nach fünf Jahren endet.
Ferdinand Rotering
geb. 09.02.1777 in Borken/Westf.
gest. 07.06.1835 in Borken/Westf.
Bürgermeister der Stadt Borken von 1812 bis 1819
Joseph Leonhard Conrads
geb. 05.04.1795 in Münster
gest. 20.01.1850 in Borken/Westf.
Bürgermeister der Stadt Borken von 1819 bis 1832
Albert Rotering
geb. 01.11.1808 in Borken/Westf.
gest. 02.11.1888 in Borken/Westf.
Bürgermeister der Stadt Borken von 1832 bis 1862

Viktor Conrad Ebbing
geb. 17.12.1828 in Borken/Westf.
gest. 17.06.1876 in Borken/Westf.
Bürgermeister der Stadt Borken von 1862 bis 1876

Friedrich Gustav Mettin
geb. 04.05.1845 in Eisleben
gest. 28.02.1922 in Borken/Westf.
Bürgermeister der Stadt Borken von 1876 bis 1912

Leo Müller
geb. 21.07.1878 in Werden an der Ruhr
gest. 25.01.1934 in Werne
Bürgermeister der Stadt Borken von 1912 bis 10. April 1933
Der langjährige Bürgermeister Müller wurde von der neuen NSDAP-Stadtverordneten-Fraktion zum Rücktritt gedrängt und wurde anschließend Bürgermeister in Werne an der Lippe.

Dr. August Maria Josef Nottarp
geb. 27.05.1895 in Münster
gest. 04.10.1938 in Borken/Westfalen
Bürgermeister der Stadt Borken von August 1933 bis 4. Oktober 1938
Der aus Münster stammende Dr. Clemens Nottarp studierte mit Unterbrechungen vom Wintersemester 1919/20 bis zum Sommersemester 1922 an der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster. Im Jahr 1923 promovierte er an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg mit der Arbeit „Die Geldentwertung und die Ausgleichs-Abänderung des Pachtzinses bei vor der wirtschaftlichen Umwälzung abgeschlosse-nen langfristigen landwirtschaftlichen Pachtverträgen“.
Nottarp übernahm am 3. April 1926 kommissarisch das Amt des Amtsbürgermeisters des Amtes Wüllen (heute Ahaus) und wurde am 5. Oktober 1926 für zwölf Jahre in dieses Amt berufen. Zum 1. Dezember 1932 wurde er kommissarischer Bürgermeisters von Stadtlohn, wechselte im August 1933 jedoch als Bürgermeister nach Borken. Er wurde in der Lokalzeitung mehrfach als „Parteigenosse“ bezeichnet und gehörte demnach der NSDAP an. Eine schriftliche Bestätigung fand sich jedoch in der heute im Bundesarchiv verwahrten NSDAP-Mitgliederkartei nicht.
Bis zu seinem Tod infolge des schweren Borkener Zugunglücks vom 26. September 1938 übte Dr. Nottarp das Amt des Bürgermeisters aus.

Heinrich Gerhard Wilhelm Karl Nolting
geb. 20.09.1891 in Borken/Westf.
gest. 17.10.1976 in Bad Wildungen
Kommissarischer Bürgermeister der Stadt Borken von Mitte April 1933 bis Juli 1933
Im Jahr 1891 in Borken geboren, verbrachte Heinrich Nolting seine Kindheit in Meschede (Sauerland) sowie in Dortmund. Seit 1926 war er schließlich im Borkener Zollamt tätig und übernahm 1932 als Oberzollinspektor die Leitung des Amtes.
Nach dem erzwungenen Rücktritt von Bürgermeister Leo Müller übernahm Heinrich Nolting von April bis August 1933 in seiner Funktion als "Führer der NSDAP" in Borken (Zeno-Zeitung/Borkener Zeitung vom 11. April 1933) das Amt des kommissarischen Bürgermeisters der Stadt Borken, trat der NSDAP jedoch erst zum 20. Juli 1937 bei (Mitgliedsnummer 5560421).
Aufgrund von Differenzen mit NSDAP-Parteiinstanzen verlor Nolting das kommissarische Bürgermeisteramt und 1934 auch die ehrenamtliche Tätigkeit des NSDAP-Ortsgruppenleiters und wurde ab Mai 1934 als Sachbearbeiter im Zollamt Gronau eingesetzt. Im Januar 1938 wurde Nolting Vorsteher des Zollamtes in Hamm.
Rudolf Gundermann
geb. 08.04.1913 in Hamm
vermisst seit 31.12.1945 (vermutlicher Vermisstenort Baldenburg / Bublitz / Groß Kuedde
Kommissarischer Bürgermeister der Stadt Borken von Anfang Oktober 1938 bis zum 2. Februar 1939
Nach seiner Schulzeit studierte der 1913 in Hamm geborene Gundermann mit Unterbrechungen von 1932 bis 1937 an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster. Bereits seit dem 1. Oktober 1932 gehörte er der NSDAP an (Mitgliedsnummer 1263461). Nach seinem ersten juristischen Staatsexamen wechselte er nach Recklinghausen und übernahm nach dem plötzlichen Tod von Dr. Nottarp am 4. Oktober 1938 als 25-Jähriger für vier Monate bis zum 2. Februar 1939 kommissarisch die Geschäfte des Bürgermeisters.
Gundermann gilt nach Informationen des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. seit dem 1. Februar 1945 in der heutigen Woiwodschaft Westpommern, Polen als vermisst. Offiziell für tot erklärt wurde er durch das Amtsgericht in Hamm jedoch erst am 9. Januar 1975.
Kurt Alfred Grünberg
geb. 20.01.1899 in Kreuzburg/Oberschlesien
gest. 23.09.1969 in Lübeck
Bürgermeister der Stadt Borken von 3. Februar 1939 bis 29. März 1945
Nach dem Besuch des humanistischen Gymnasiums in Kreuzburg absolvierte Curt Grünberg seit 1921 eine Ausbildung zum Bankbeamten im Bankhaus Eichborn und Grünberg im oberschlesischen Kreuzburg (heute Kluczbork, Polen). In den folgenden Jahren stieg er als Mitgesellschafter zum finanziellen Leiter der Bank auf. Anschließend wechselte er in den Kommunaldienst, seine erste Station führte ihn 1937 als Leiter des Kreisrechnungs- und Gemeindeprüfungsamtes in die Kommunalabteilung des Landratsamtes Herford. Bereits seit dem 14. April 1926 gehörte Curt Grünberg der NSDAP an (Mitgliedsnummer 34152).
Am 3. Februar 1939 trat er die Stelle als Bürgermeister der Stadt Borken an. Ab April 1943 war Grünberg nach seinem Beurlaubungsgesuch aufgrund parteiinterner Differenzen zugleich kommissarischer Bürgermeister in der Stadt Friedeck (heute Frýdek-Místek, Tschechien) und von September 1944 bis Mai 1945 Bürgermeister von Bad Driburg. Eine Rückkehr nach Borken wurde ihm verwehrt. Er verstarb 1969 in Lübeck.

Hermann Josef Dörner
geb. 13.12.1899 in Wissen
gest. 09.03.1973 in Borken/Westf.
Kommissarischer Bürgermeister der Stadt Borken vom 3. April 1943 bis 29. März 1945
Zwischen 1912 und 1920 war Josef Dörner im damaligen Amt Marl tätig und kam im Jahr 1920 als Amtssekretär in das Amt Rhede. Nur ein Jahr später übernahm er vertretungsweise die Leitung des Amtes Rhede, welche in Personalunion mit dem Amt Dingden verbunden war. Im Jahr 1922 übernahm er als Amtmann die Leitung des Amtes Rhede und wurde 1928 Bürgermeister des Amtes.
Während der Abwesenheit von Bürgermeister Grünberg vom 3. April 1943 bis zum 29. März 1945 übte Dörner die Amtsgeschäfte in Personalunion aus. Er trat am 20. April 1935 („Führers Geburtstag") in die NSDAP ein und war in diversen weiteren NS-Gliederungen und angeschlossenen Verbänden Mitglied. Dem Historiker Hans Walter Schmuhl zufolge soll er dies vor allem getan haben, um sich im Amt halten und gegen die NSDAP-Ortsgruppenleitung behaupten zu können (ders., Zwischen Demokratie und Dikatur. Geschichte Rhedes vom Ausgang der Weimarer Republik bis zur Gründung der Bundesrepublik, in: Geschichte der Stadt Rhede, hrsg. vom Heimatverein Rhede e.V. und von Werner Frese, Rhede 2000, S. 581-664, hier S. 595, ergänzend S. 593).
Dörner schied im Juni 1945 aus dem Amt Rhede aus. Im Jahr 1947 wurde er Kämmerer des Kreises Borken und trat 1954 in den Ruhestand.

Heinrich Koch
geb. 21.05.1890 in Borken/Westf.
gest. 21.05.1974 in Borken/Westf.
Bürgermeister der Stadt Borken vom 30. März 1945 bis 31. März 1946
Heinrich Koch war seit 1907 Bediensteter der Borkener Stadtverwaltung. Im Jahr 1931 übernahm der Stadtinspektor das Steuer-, Versicherungs- und Meldewesen, in dieser Position war er bis Kriegsende 1945 beschäftigt. Er trat der NSDAP am 1. Mai 1933 bei (Mitgliedsnummer 2480038), wurde im Januar 1949 jedoch im Berufungs-verfahren seines Entnazifizierungsverfahren nach erstinstanzlicher Einstufung als „Mitläufer“ (Kategorie IV) im Jahr 1946 als „Entlastet“ (Kategorie V) eingestuft.
Von den britischen Besatzern wurde Koch am 30. März 1945 als Bürgermeister der Stadt Borken eingesetzt. Ab dem 1. April 1946 übernahm er das Amt des ersten Stadtdirektors und wurde am 30. April 1951 pensioniert.
Bernhard Heinrich Bietenbeck
geb. 27.10.1882 in Grütlohn
gest. 03.03.1961 in Borken/Westf.
Bürgermeister der Stadt Borken von März 1946 bis September 1946

Karl Arnold Johannes Kutsch
geb. 28.04.1900 in Gemen
gest. 07.04.1986 in Borken/Westf.
Bürgermeister der Stadt Borken von September 1946 bis November 1948

Aloys Schupp
geb. 25.09.1902 in Dermbach, Kreis Altenkirchen
gest. 31.08.1962 in Münster (Hiltrup)
Bürgermeister der Stadt Borken von 1948 bis 1952

Hermann Nikolaus Schmäing
geb. 31.05.1908 in Borken/Westf.
gest. 07.05.1973 in Borken/Westf.
Bürgermeister der Stadt Borken von 1952 bis Oktober 1956

Dr. Gustav Nitz
geb. 20.11.1912 in Wanne (Herne)
gest. 14.08.1987 in Borken/Westf.
Bürgermeister der Stadt Borken Oktober von 1956 bis September 1964

Josef Hellmann
geb. 14.10.1927 in Borken/Westf.
gest. 26.12.2016 in Borken/Westf.
Bürgermeister der Stadt Borken von September 1964 bis Mai 1975

Alfons Kutsch
geb. 30.12.1933 in Borken/Westf.
gest. 01.04.2001 in Borken/Westf.
Bürgermeister der Stadt Borken von Mai 1975 bis Oktober 1984

Josef Ehling
geb. 10.08.1935 in Borken/Westf.
gest. 19.01.2014 in Borken/Westf.
Bürgermeister der Stadt Borken von Oktober 1984 bis September 1999

Rolf Lührmann
geb. 18.05.1951 in Münster
Bürgermeister der Stadt Borken von Oktober 1999 bis Oktober 2015 (vom 01. Juni 1992 bis 30. September 1999 war Rolf Lührmann Stadtdirektor der Stadt Borken)
